Antrittsrede von Stadtratspräsident Philippe Messerli vom 23. Januar 2014

Liebe Kolleginnen und Kollegen des Stadtrats, liebe Mitglieder des Gemeinderats, liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Verwaltung, liebe Vertreterinnen und Vertreter der Medien, liebe Gäste im Publikum

Als erstes möchte ich mich ganz herzlich für das Vertrauen bedanken, das ihr mir durch die Wahl zum Stadtratspräsidenten entgegenbringt. Es ist für mich eine Ehre und Verpflichtung zugleich, und ich hoffe auf Eure Unterstützung bei der Bewältigung der anstehenden Aufgabe.

Besonders ist für mich, dass ich das Stadtratspräsidium in meinem mittlerweile 20. Amtsjahr als Stadtrat übernehmen darf. Ich freue mich auf das Präsidialjahr und vor allem auch auf die neue Rolle, auf die politischen Herausforderungen, die auf uns warten, aber auch auf die gute Diskussions- und Streitkultur, welche die Politik Nidaus prägen.

Die Zusammensetzung des Stadtrates hat sich durch die Wahlen nicht nur personell, sondern auch parteipolitisch verändert. Ich bin überzeugt, dass das Parlament in seiner neuen Zusammensetzung nicht abgehalten wird, die besten Entscheide für unsere Stadt zu treffen.

Die Stadt Nidau blickt auf eine lange Geschichte und Tradition zurück. Die Tatsache, dass wir in diesem ehrwürdigen Rathaussaal die neue Legislatur beginnen dürfen, erachte ich als besonderes Privileg. Nidau kann stolz sein auf seine Vergangenheit und braucht sich nicht zu verstecken. Unsere Gemeinde hat auch immer wieder hervorragende Persönlichkeiten und Visionäre hervorgebracht. So hat Ulrich Ochsenbein massgeblich zur Gründung des schweizerischen Bundesstaates beigetragen und ohne den unermüdlichen Einsatz von Dr. Johann Rudolf Schneider wäre das Jahrhundertwerk der Juragewässerkorrektion nie realisiert worden. Das Seeland wäre noch heute weitestgehend ein Sumpfland.

Die Herausforderungen, vor denen wir heute stehen, sind bei weitem nicht so gross wie zu den Zeiten Ochsenbeins und Schneiders. Umso mehr dürfen wir allen Problemen zum Trotz zuversichtlich und guter Hoffnung sein. Als Politikerinnen und Politiker haben wir die Aufgabe, die Zukunft Nidaus aktiv zu gestalten, unsere Stadt als lebenswerten Ort zu erhalten und weiterzuentwickeln. Es gilt dabei das bestehende grosse Potenzial Nidaus auszuschöpfen und unsere Trümpfe auszuspielen. Gelegenheiten dazu wird es in dieser Legislatur genügend geben. Zu erwähnen sind u.a. die Ortsplanungsrevision, das Projekt AGGLOlac, der Energierichtplan sowie die Verkehrsprojekte A5, Regiotram und Curva.

Die Herausforderungen vor denen wir stehen, sind nicht einfach zu bewältigen, weil es um die Nidauer Gemeindefinanzen nicht besonders gut bestellt ist. Angesicht dieser Einschränkung gilt es darum in dieser Legislatur besonders haushälterisch mit unseren Mitteln umzugehen und die Prioritäten richtig zu setzen. Trotz prekärer Finanzlage dürfen wir aber unsere Entscheidungen nicht einzig aus finanziellen Erwägungen hin treffen. Deshalb ermutige ich den Rat, bei seinen Entscheidungen jeweils auch andere Aspekte in seine Überlegungen miteinzubeziehen und diese entsprechend zu gewichten:

1. Lebensqualität

In der Politik geht es darum, ein möglichst lebenswertes Umfeld zu schaffen. Gute Schulen, familienfreundliche Strukturen, ein funktionierender ÖV, ein gut ausgebautes und sicheres Strassennetz sowie ein attraktives Kultur- und Freizeitangebot sind von zentraler Bedeutung und als Standortfaktoren mindestens so wichtig wie ein tiefer Steuersatz.

2. Nachhaltigkeit

Bei unseren Entscheidungen sollte es darum gehen, jeweils die längerfristigen Perspektiven vor Augen zu haben und nachhaltig zu handeln statt sich von kurzfristigen Erwägungen leiten zu lassen. Der nachfolgenden Generationen soll eine intakte Umwelt übergeben sowie genügend Handlungs- und Entwicklungsmöglichkeiten offen gelassen werden.

3. Gerechtigkeit

Unsere Entscheide sollen gerecht und ausgewogen sein. Sie dürfen nicht einseitig auf Kosten der sozial Schwächsten und von Minderheiten ausfallen.

4. Unabhängigkeit

Ich ermutige Euch, Eure Entscheidungen nicht nur aufgrund Eurer politischen Einstellung zu fällen, sondern die Argumente der Gegenseite unvoreingenommen und ernsthaft zu prüfen sowie auch Schritte über die Parteigrenzen hinweg zu wagen. So werden tragfähige Lösungen möglich.

In diesem Sinne wünsche ich Euch allen einen guten Start in die neue Legislatur und Gottes Segen.

Philippe Messerli

Nidau, den 23. Januar 2014, Rathaus Nidau

Philippe Messerli zum Stadtratspräsidenten 2014 gewählt

UnbenanntAm 23. Januar 2014 wählte der Stadtrat Philippe Messerli (EVP) zum neuen Präsidenten des Parlaments, zum «höchsten Nidauer» 2014. Er leitet nun ein Jahr lang die Sitzungen. Obwohl die Wahl Formsache ist, ist sie für Messerli nicht selbstverständlich: «Nur wenige Stadträte haben in ihrem Leben diese Ehre», sagt der 44-jährige Nidauer. «Es ist daher der bisherige Höhepunkt meiner politischen Karriere.»

Philippe Messerli ist seit 20 Jahren im Nidauer Stadtrat aktiv und war während 4 Jahren auch Mitglied des Grossen Rates. Beruflich ist er als Co-Geschäftsführer der EVP Kanton Bern tätig. Als Ratsvorsitzender muss er sich nun ein Jahr lang zurückhalten. «Ich freue mich darauf, in diesem Jahr eine andere Rolle einzunehmen», sagt Messerli. «Freuen wird sich auch die Verwaltung, denn ich werde nun ein ganzes Jahr lang keine Vorstösse einreichen können», ergänzt er mit einer Prise Selbstironie.

Messerli will dazu beitragen, «dass wir unsere gute Diskussionskultur im Stadtrat pflegen und beibehalten». Darunter versteht er, dass man einander zuhört und fair bleibt. Als Stadtratspräsident legt er zudem Wert auf eine gute Organisation und eine effiziente Sitzungsführung.

In seiner Antrittsrede ermutigte er die Stadträtinnen und Stadträte dazu, ihre Entscheidungen nicht nur aufgrund ihrer politischen Einstellung zu fällen, sondern die Argumente der Gegenseite unvoreingenommen zu prüfen und auch den Schritt über die Parteigrenze hinaus zu wagen.  «So werden tragfähige Lösungen möglich.»

 

 

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