«Es gilt, den ethischen und rechtsstaatlichen Dammbruch zu verhindern!»

Medienkonferenz des Berner Komitees «NEIN zu diesem FMedG»

Am 5 Juni 2016 entscheidet das Volk über das neue Fortpflanzungsmedizingesetz (FMedG). Zur Unterstützung der NEIN-Kampagne hat sich ein Berner Komitee «NEIN zu diesem FMedG» gebildet, welches aus über 60 Mitgliedern besteht. Neben Politikerinnen und Politikern aus den Parteien BDP, EDU, EVP, Grüne, SD, SP und SVP gehören dem Komitee zudem die Zentralsekretärin von AGILE.CH sowie zahlreiche weitere Persönlichkeiten an. Sie alle wehren sich gegen das zu weit gehende FMedG puttygen download , das einen weiteren Schritt Richtung schrankenloser Fortpflanzungsmedizin bedeutet. Mit der Ablehnung des Gesetzes soll der drohende ethische und rechtsstaatliche Dammbruch verhindert werden, der punkto Designerkinder und Selektion von «wertem» und «unwertem» Leben die schlimmsten Visionen wahr.

An der Medienkonferenz von heute Montag legen vier der sieben Co-Präsidentinnen und —Präsidenten des Komitees in Bern ihre Argumente gegen das FMedG dar.

Das neue FMedG – extrem weit, ungenau und gefährlich
Für SVP-Grossrätin Anne Speiser ist klar: «Das neue FMedG geht viel zu weit, ist gefährlich und vorLogo allem in seiner Anwendung nicht kontrollierbar.» Da im Gesetz die Selektionskriterien bei der Präimplantationsdiagnostik (PID) nicht genau definiert sind, besteht die Gefahr, dass der Katalog der selektionswürdigen Kriterien wie in Grossbritannien stetig erweitert wird — und dies auch für Gendefekte, die für die Träger nicht zu einer wesentlichen Einschränkung der Lebensqualität führen. In der Praxis ist zudem nicht mehr kontrollierbar, dass nur Embryonen mit Merkmalen für schwere Erbkrankheiten ausgesondert werden.
Als besonders problematisch erachtet Anne Speiser, dass mit dem Gesetz erstmals menschliches Leben im Anfangsstadium bewertbar und kommerzialisierbar würde. «Dahinter steckt eine milliardenschwere Fortpflanzungsindustrie, welche ihre kommerziellen Interessen über ethische Bedenken stellt.»

Vielfalt statt Selektion
Die grüne Nationalrätin Christine Häsler wehrt sich gegen genetisch optimierte Kinder und Selektion, wie dies das FMedG vorsieht. «Bei einer Selektion von Embryonen im Reagenzglas werden nur die ‚Besten‘ ausgesucht und in die Gebärmutter eingepflanzt, die anderen werden vernichtet. Eine solche Unterscheidung zwischen sogenannt lebenswerten und sogenannt nicht lebenswerten Embryonen führt letztlich zu einer Diskriminierung von Menschen mit Behinderung, denn sie würden dann als vermeidbares Risiko gelten. Die Gefahr besteht, dass sich Eltern künftig rechtfertigen müssen, wenn sie sich bewusst für ein behindertes Kind entscheiden.» Christine Häsler stellt sich gegen diese gefährliche Entwicklung. «Menschen mit Behinderung sollen auch in Zukunft ein selbstverständlicher Teil unserer Gesellschaft sein und zu deren Vielfalt beitragen.»

Aufhebung des Embryonenschutzes und bedenkliche Selektionsmentalität
EDU-Grossrat Jakob Schwarz
weist darauf hin, dass mit dem neuen FMedG jegliche Würde und jeglicher Schutz der Embryonen aufgehoben würden. Das Argument der FMedG-Befürworter, dass sich die Anzahl Abtreibungen mittels PID reduzieren liessen, ist für ihn nicht überzeugend. «Denn nur in wenigen Fällen kann die Behinderung eines Kindes mit der Eliminierung des Embryos und der Einpflanzung eines anderen Embryos verhindert werden. Den Preis, den man dafür zahlen muss, ist aber hoch. Er liegt in den abertausenden überzähligen Embryos, die bei einer Annahme des FMedG in den kommenden Jahren entstehen werden.» Im Durchschnitt braucht es mit dem PID-Verfahren die künstliche Zeugung von über 30 Embryos für ein gesundes Kind. Die überzähligen Embryos würden vernichtet oder von der Forschung verbraucht. Für Jakob Schwarz ist dies ethisch unverantwortlich und nicht tolerierbar: «Diese bedenkliche Selektionsmentalität gilt es grundlegend zu hinterfragen.»

Das Referendum als Chance für ein neues Gesetz
Für EVP-Grossrätin Christine Schnegg
geht das neue FMedG deutlich zu weit, besonders wenn man es mit der ursprünglichen Bundesratsvorlage vergleicht. Diese wollte die PID für jährlich ca. 50 bis 100 Paare zulassen, die von einer schweren Erbkrankheit betroffen sind. Mit dem neuen Gesetz ist es nun möglich, alle ausserhalb des Mutterleibes erzeugten Embryonen auf ihre genetische Qualität zu überprüfen und «defekte» auszuscheiden. Jährlich bis zu 6‘000 Paare könnten die PID-Technik nutzen, und dies obwohl wissenschaftlich noch unklar ist, ob dieses Verfahren zur Behandlung der Unfruchtbarkeit überhaupt nützlich ist. «So werden gemäss Fachkreisen 40% der untersuchten Embryos durch die PID dermassen geschädigt, dass sie sich nicht mehr einnisten können.»
Christine Schnegg erachtet das Referendum darum als Chance: «Mit der Ablehnung des FMedG wird der Weg frei für ein besseres Gesetz, welches die PID und die Selektion stärker begrenzt. Das Volk hat die Chance, den ethischen Dammbruch zu verhindern und bessere Grenzen zu setzen.»

Rückfragen:

  • Christine Häsler, Nationalrätin Grüne, Burglauenen, 079 379 47 05
  • Christine Schnegg, Grossrätin EVP, Lyss, 076 536 62 88
  • Jakob Schwarz, Grossrat EDU, Adelboden, 078 765 05 88
  • Anne Speiser, Grossrätin SVP, Zweisimmen, 078 751 31 33
  • Philippe Messerli, Grossrat EVP, kant. Kampagnenleiter, Nidau, 076 588 63 36

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