Kein Fusionsdruck auf Kleinstkirchgemeinden

Grossratssession vom 22. Januar 2015

Das Berner Kantonsparlament hat es am Donnerstag abgelehnt, den Fusionsdruck auf Kleinstkirchgemeinden zu erhöhen. Der Grosse Rat lehnte einen entsprechenden Vorstoss aus den Reihen der GLP ab. Grossrätin Franziska Schöni-Affolter hatte gefordert, im Gesetz seien griffige Kriterien vorzusehen, damit das Parlament kleinen, unwirtschaftliche Kirchgemeinden die Stellen für die Pfarrversorgung kürzen kann, wenn sie eine Fusion ablehnen.

33 Kleinstkirchgemeinden im Kanton

Im Kanton Bern gebe es mehr als zehn Kirchgemeinden, die weniger als 800 reformierte Angehörige pro 100-Prozent-Pfarrstelle hätten, darunter etwa Gadmen mit 166 Kirchenangehörigen, argumentierte die Motionärin. Lege man den Massstab bei 1000 Gläubigen pro Vollzeitstelle an, so gebe es bereits 33 solcher Kleinstkirchgemeinden.

Die Kriterien im Gemeindegesetz müssten so angepasst werden, dass bei entsprechender Unterschreitung einer Mindestgrösse oder bei einer Fusion der politischen Gemeinden auch die Kirchgemeinden zu einer Fusion gezwungen werden könnten.

Bericht in Aussicht

Regierungsrat Christoph Neuhaus rief den Grossrätinnen und Grossräten in Erinnerung, dass das Verhältnis zwischen Kirche und Staat im kommenden Herbst in einem ausführlichen Bericht erörtert werde. Dabei würden auch die finanziellen, rechtlichen, politischen und kirchlichen Konsequenzen genau untersucht, die sich aus allfälligen Veränderungen ergeben.

Der Bericht wird voraussichtlich im September dem Kantonsparlament vorgelegt. Es wäre nicht sinnvoll, dieser Grundsatzdebatte mit Vorstössen zu Detailfragen vorzugreifen, betonte Philippe Messerli namens der EVP und sprach damit einer Mehrheit des Parlaments aus dem Herzen.

Er sähe es eigentlich viel lieber, wenn wieder mehr Menschen die Kirchen füllen würden und man über zusätzliche Pfarrstellen statt über deren Streichung diskutieren könnte, sagte EDU-Grossrat Alfred Schneiter. Der Grosse Rat lehnte den Vorstoss schliesslich auch in der unverbindlicheren Form eines Postulats mit 85 zu 48 Stimmen bei 3 Enthaltungen ab.

Quelle: SDA/Bund online vom 22.01.2015

Archiv