Kinder und Eltern sollen früher gefördert werden

Artikel in der Berner Zeitung online vom 10. September 2009

Bernischer Grosser Rat und Regierungsrat wollen die Frühförderung von Kindern verbessern. Bestehende Angebote wie Früherziehung, Kinderbetreuung oder Mütter- und Väterberatung sollen verbessert werden.

Wer mit einem Defizit in den Kindergarten starte, werde mit einer Wahrscheinlichkeit von 80 Prozent in der Schule auf der untersten Stufe bleiben und später zu einem Nettobezüger des Staats werden, sagte Grossrat Philippe Messerli (EVP/Nidau) am Donnerstag im bernischen Kantonsparlament.

Je früher eine Fehlentwicklung erfasst werde, desto geringer würden später Kosten für Therapien, Sozialhilfe oder Gefängnisplätze ausfallen. Deshalb brauche es ein kantonales Konzept für die Frühförderung. In seiner Motion gehe es darum, eine Auslegeordnung zu machen und das bestehende Angebot auf Doppelspurigkeiten und Lücken zu prüfen.

Für die SVP-Fraktion ging diese Forderung jedoch zu weit. Das bestehende Angebot reiche aus und eine Strategie brauche es nicht, sagte Béatrice Struchen (SVP/Epsach). Vorbehalte gab es auch von Seiten der FDP-Fraktion, die eine Zentralisierung befürchtete. Der Kanton müsse nicht jede Aufgabe übernehmen; es gebe gute Angebote von Privaten.


Für alle Familien

Gesundheits- und Fürsorgedirektor Philippe Perrenoud (SP) unterstützte den Vorstoss. «Wir geben auf diesem Gebiet heute schon viel Geld aus», sagte er. Mit einer kantonalen Strategie könnten diese Mittel aber noch effizienter eingesetzt werden.

Die bernische Regierung wolle zudem darauf achten, dass sich die Angebote der frühen Förderung nicht ausschliesslich auf Familien mit einer besonderen Problemlage beschränkten. Auch Väter und Mütter aus intakten Familien könnten sich überfordert fühlen.

Nicht alle Kinder hätten zu Beginn ihres Lebens die gleichen Chancen. Zu den Hauptproblemen zählte Perrenoud Armut, häusliche Gewalt, Vereinsamung und Isolation.

Wissenschaftliche Studien hätten gezeigt, dass sich Investitionen in die Frühforderung lohnten, da diese zu weniger Schulabbrechern, Teenagerschwangerschaften und Kriminalität führten. Aus diesem Grund sei der Kanton bereit, ein Konzept erarbeiten, das die Massnahmen der Frühförderung unter Einbezug der Eltern abstimme. Die Motion kam im Grossen Rat mit 80 Ja- zu 47 Nein-Stimmen durch.

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