Die christlich-abendländischen Werte stärken

Ohne feste Wertebasis ist keine erfolgreiche Integration möglich

Nur wenn wir unsere eigene christlich-abendländischen Wertebasis, Geschichte und Kultur kennen und begreifen, sind wir auch fähig und stark genug, um Menschen aus anderen Kulturen und Religionen in unsere Gesellschaft zu integrieren. Eine wichtige Rolle für die Förderung unseres gesellschaftlichen Selbstverständnisses kommt dabei ohne Zweifel der Schule zu.

Mit der Motion «Integration fördern — die christlich-abendländischen Werte stärken» wollen die drei Grossräte Philippe Messerli (EVP), Marc Jost (EVP) und Andreas Brönnimann (EDU) deshalb den Regierungsrat des Kantons Bern beauftragen, sich bei der nächsten Lehrplanrevision bzw. im Rahmen der laufenden sprachregionalen Lehrplanharmonisierung der Volksschule verstärkt für Inhalte einzusetzen, welche das Verständnis der christlich-abendländischen Werte, Geschichte und Kultur fördern. Für den Bereich «Werte und Religionen» sollen die Inhalte auf die gesellschaftlich bedeutendsten Religionen des christlich-abendländischen Kulturkreises konzentriert werden. Nach dem Willen der drei Motionäre ist dabei der Vermittlung biblischer Überlieferungen sowie christlicher Werte, Feiertage und Traditionen in der Volksschule wieder ein stärkeres Gewicht zu verleihen.

Die religiöse Durchmischung unserer Gesellschaft ist so weit vorangeschritten, dass Fragen nach unserer gemeinsamen kulturellen Grundlage, Wertebasis und Identität wieder verstärkt in den Vordergrund rücken. Die Migrantinnen und Migranten fordern uns heraus und halten uns den Spiegel vor Augen. Der holländische Soziologe und renommierte Immigrationsexperte Paul Scheffer sieht hier denn auch eine besondere Herausforderung für die westlichen Gesellschaften: «Wir können Migranten nicht auffordern, Teil einer Gesellschaft zu werden, zu der wir selbst nicht gehören wollen. (…) Wer nach Integration strebt, muss deutlich machen, was die Grundlagen der eigenen Gesellschaft sind; wer den Respekt vor der Rechtsordnung fördern will, muss selbst wissen, was diese Regeln beinhalten. Wer das kulturelle Erbe weitergeben möchte, muss eine Vorstellung davon haben, was das Wesentliche in der eigenen Kulturgeschichte ist.»

Eine erfolgreiche Integrationspolitik sowie die vielbeschworene Toleranz gegenüber anderen Religionen und Kulturen setzen voraus, dass sich unsere Gesellschaft über die Normen und Werte einig ist, die sie unter keinen Umständen zur Disposition stellen will. Dazu müssen wir uns jedoch unserer eigenen kulturellen, religiösen und geschichtlichen Wurzeln bewusst sein. Dieses Selbstverständnis muss in der Schule wieder verstärkt vermittelt und gefördert werden. Zum selben Schluss kommt auch der populäre deutsche Fernsehjournalist und studierte Theologe Peter Hahne: Für ihn ist klar: «Wir brauchen verbindlichen Religionsunterricht für unsere Kinder, denn je mehr Multikulti in der Gesellschaft, desto wichtiger wird fundiertes Wissen über die eigenen Wurzeln und Werte.» Die Religion dürfe in der Schule nicht zu einem Randfach verkommen. Denn: «Wer wirklich tolerant sein und Brücken bauen will, benötigt ein festes Fundament. Werte sind nicht in luftleerem Raum entstanden. Sie haben bei uns eine Geschichte, die untrennbar mit dem christlichen Glauben verbunden ist.»

Der Dachverband Schweizer Lehrerinnen und Lehrer (LCH) hat am 22. Oktober 2007 ein vielbeachtetes Positionspapier verabschiedet, in welchem die Lehrpersonen aufgerufen werden, den «unverbräuchlichen Kern unserer gesellschaftlichen Grundwerte» in der Schule hochzuhalten und zu vermitteln. Gemäss dem LCH sollen dabei auch Feiern mit christlichem Hintergrund im Schulalltag möglich sein. Zwar sei die Schule zu konfessioneller Neutralität verpflichtet und es dürfe niemand zu religiösen Handlungen gezwungen werden. In ihrem Auftrag der Vermittlung von Werthaltungen und Einstellungen müsse die Schule aber normativ wirken. «Das geht nicht ohne Grundwerte, d.h. nicht ohne Bekenntnis zu bestimmten Grundwerten und Abgrenzung gegenüber Wertsystemen, die diese Grundwerte bedrohen. Zudem kann der Grossteil der schweizerischen und europäischen Geschichte, der gesellschaftlichen Konventionen und Kulturgüter (…) nicht verstanden werden ohne Grundkenntnisse der jüdisch-christlichen Wurzeln.»

Der LCH kommt in seinem Positionspapier zum Schluss, dass die «Wertebildung und die religiöse Bildung» in den Lehrplan zu integrieren sind. Zum einen gehe es darum, «der drohenden Ignoranz gegenüber den geschichtlichen Grundlagen unserer Gesellschaft bzw. unserer Kultur» entgegenzuwirken. Zum anderen verlange auch «die Persönlichkeitsentwicklung des Individuums eine Grundbesinnung auf die Grundfragen der menschlichen Existenz: Wer bin ich als Mensch? Wozu bin ich da? Was war vor der Geburt und wird nach dem Tode sein?»

Bestrebungen, unsere religiösen und kulturellen Werte wieder verstärkt in der Schule zu vermitteln, gibt es bereits in anderen Kantonen. So hat etwa der Kanton Zürich 2008 den Religionsunterricht an der Primarschule wieder eingeführt, nachdem er vier Jahre zuvor das Fach «Biblische Geschichte» abgeschafft hatte. Das neue Fach «Religion und Kultur» ist an den Zürcher Schulen obligatorisch. Es muss von allen Kindern unabhängig von ihrer Herkunft und Religionszugehörigkeit besucht werden. Die Wiedereinführung des Religionsunterrichts geschah in Zürich nicht zuletzt aus der Überzeugung, dass zur Förderung des friedlichen Zusammenlebens in unserer Gesellschaft die Werteerziehung eine wichtige Grundlage darstellt. Gemäss der Zürcher Bildungsdirektorin Regine Aeppli (SP) soll den Schülerinnen und Schülern aufgezeigt werden, «dass Werte eine religiöse Verankerung haben».

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